Gruppenpsychotherapie

Gruppenpsychotherapie

Was sind die Vorteile einer Gruppentherapie?

Durch die Arbeit in einer Gruppe können wertvolle Erfahrungen im Austausch mit anderen gesammelt werden. Sie können hierbei Ihre sozialen und emotionalen Fähigkeiten stärken und neue zwischenmenschliche Erfahrungen machen.

Man unterscheidet hierbei zwischen themenorientierten und offenen Gesprächsgruppen.

Ein Beispiel für eine themenorientierte Gruppe ist das Soziale Kompetenz Training nach Hinsch und Pfingsten.

Eine Gruppe kann ab mindestens drei Personen stattfinden, maximal werden 8 Teilnehmmer aufgenommen.

Wirksamkeit Gruppenpsychotherapie

Laut Irvin Yalom (Yalom, 2019, S.26) bestehen folgende Wirkfaktoren:

  1. Hoffnung einflößen: Hoffnung in Gruppen entsteht durch die Glaubwürdigkeit des Psychotherapeuten beziehungsweise der Psychotherapeutin und durch die Fortschritte, die die Patientin oder der Patient bei anderen Gruppenmitgliedern wahrnimmt. Dieser Faktor ist oft eine Vorbedingung dafür, dass andere Faktoren überhaupt wirksam werden können.

  2. Universalität des Leidens: Viele Patient*innen glauben, nur sie allein hätten belastende oder ängstigende Lebenssituationen, Gedanken, Impulse und Fantasien. Die Relativierung dieser Überzeugung durch den Austausch in der Gruppe bringt Erleichterung und Entlastung mit sich und fördert die Selbstakzeptanz.

  3. Mitteilung von Informationen: Hierunter versteht Yalom einerseits psychoedukative Unterweisungen über seelische Gesundheit und Krankheit durch die Psychotherapeutin oder den Psychotherapeuten, andererseits auch Ratschläge, die sich Patientinnen gegenseitig geben. Altruismus: Anfangs glauben viele Patientinnen, den anderen Gruppenmitgliedern nichts Wertvolles bieten zu können. Doch bald werden engagierte Anmerkungen von Gruppenmitgliedern gern aufgenommen und als besonders glaubwürdig hoch geschätzt. Die Erfahrung, für andere wichtig sein zu können, hebt das Selbstwertgefühl und die Selbstachtung der Gruppenmitglieder.

  4. Entwicklung von Techniken des mitmenschlichen Umgangs: Soziales Lernen in Gruppen kann explizit oder indirekt stattfinden. Gruppentherapiepatient*innen, die länger an Gruppen teilnehmen, lernen nachweislich eine Reihe positiver sozialer Fertigkeiten im Umgang mit ihren Mitmenschen. Dazu gehören unter anderem Techniken der Konfliktlösung, Toleranz und Einfühlung in andere.

  5. Nachahmendes Verhalten: Gruppenpsychotherapeutinnen und auch Gruppenmitglieder mit ähnlichen Problemen und guten Therapieerfolgen dienen als Modelle, zum Beispiel für Selbstenthüllung und für Unterstützung. Neue Mitglieder orientieren sich in ihrem Verhalten an „älteren“ Gruppenmitgliedern, mit denen sie sich identifizieren können, oder an der Psychotherapeutin beziehungsweise dem Psychotherapeuten.

  6. Interpersonales Lernen: Yalom sieht diesen Faktor als besonders wichtig und komplex an; in seinen Fragebögen ist er in „Input“ (wie andere einen sehen) und „Output“ (wie man mit anderen umgeht) aufgeteilt. Da es den Patient*innen oft an engen zwischenmenschlichen Beziehungen fehlt, ist die Gruppe als sozialer Mikrokosmos ein wichtiger Ort für korrigierende emotionale Erfahrungen und ehrliche Rückmeldungen zu ihrem Sozialverhalten und damit für die Entwicklung alternativer Interaktionsmöglichkeiten. Das beinhaltet auch das Durcharbeiten von Beziehungen zu anderen Gruppenmitgliedern und das Erkennen von Übertragungen, wobei er dem Konzept der „genetischen Einsicht“ im Sinne frühkindlicher Zusammenhänge eine eher untergeordnete Bedeutung zumisst.

  7. Gruppenkohäsion: Der Gruppenzusammenhalt oder das Wir-Gefühl einer Gruppe ist ähnlich wichtig wie die therapeutische Beziehung in der Einzeltherapie. Psychotherapeut* innen investieren viel Energie in den Aufbau von Gruppenkohäsion, weil die Kohäsion eine entscheidende Vorbedingung dafür ist, dass andere therapeutische Faktoren wirksam werden können.

  8. Katharsis: Hier geht es um den offenen Ausdruck von intensiven Gefühlen. Katharsis scheint notwendig und wirksam für ein gutes Therapieergebnis zu sein, vor allem wenn der interpersonale Kontext berücksichtigt wird und stützende Gruppenbindungen entstanden sind. Blindes Ausagieren von Gefühlen hat dagegen eher ungünstige Folgen.

  9. Existenzielle Faktoren: Gruppen kommen immer wieder auf Themen wie Leben und Tod, Krankheit und Gesundheit, Einsamkeit und Gemeinsamkeit, Verantwortung und Ausgeliefertsein zu sprechen. Erfahrene Gruppenmitglieder betrachten existenzielle Einsichten als bedeutsam für ihre Fortschritte. Die existenziellen Faktoren spielen bei Patient*innen mit lebensbedrohlichen Krankheiten oder bei Hinterbliebenengruppen eine besonders große Rolle.

  10. Korrigierende Rekapitulation der primären Familiengruppe: Die meisten Patient*innen haben in ihrer Familie, der ersten und wichtigsten Gruppe ihres Lebens, unbefriedigende Erfahrungen gemacht. Für sie ist deshalb die Bewältigung von Problemen in der Gruppe auch ein Durcharbeiten „unerledigter Geschäfte“ aus Familie und Vergangenheit. Wichtig dabei ist, dass frühe Familienkonflikte nicht einfach nur wiederholt, sondern korrigierend durchlebt werden. Dieser Faktor gilt in der direkten Bearbeitung nur für psychodynamisch arbeitende Gruppen. Natürlich können auch in anderen therapeutischen Gruppen im Verlauf der Gruppenbehandlung Erkenntnisse über dysfunktionale Beziehungsdynamiken in der Ursprungsfamilie gewonnen werden.

Ich freue mich, von Ihnen zu hören.

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